Da ist der Wurm drin

Merkwürdige Parallele: Hebbels Maria Magdalena und Kazantzakis Alexis Sorbas sprechen beide vom Wasser und von der Wirkung, die es hat, wenn man es unter der Lupe betrachtet. Die Lust am Trinken vergeht einem. Man entdeckt überall kleine Würmer. Hat Kazantzakis vielleicht Hebbel gelesen? Oder sind beide zufällig auf den gleichen Gedanken gekommen? Oder ist es gar kein origineller Gedanke und beide geben etwas wieder, was sie irgendwo gehört haben? Die Stoßrichtung ist klar: Die Lupe ist schädlich, sie hindert am Leben. Allzu genau hinschauen ist verderblich. Wirf die Lupe weg, breche sie entzwei, sagt Sorbas ganz ausdrücklich. Das richtet sich an seinen Freund und Chef, an den Erzähler, den Bücherwurm. Beide Männer, die die Würmer nicht sehen wollen, Meister Anton und Sorbas, sind erdverbundene Charaktere, keine Denker. Dass sie so denken, ist eine Sache. Was denken ihre Autoren? Teilen sie das? Sind sie hin- und hergerissen? Kann man die Lupe überhaupt wegwerfen, wenn man einmal angefangen hat, sie zu gebrauchen?

This entry was posted in Leben and tagged , , , , , . Bookmark the permalink.