Was bedeutet modern?

Zwei junge englische Schauspieler, mit denen ich in einem Café in Höxter ins Gespräch kam – Ich hatte sie am Abend davor auf der Bühne gesehen – fragten mich nach der Bedeutung eines Wortes, auf das sie in einem deutschen Kreuzworträtsel gestoßen waren. Sie wollten wissen, was modern heißt. Ich war ziemlich verblüfft und konnte als Antwort nur ein verdutztes Gesicht bieten. Es ist gar nicht so leicht, für so ein einfaches Wort adhoc eine vernünftige Erklärung zu finden, und gleichzeitig schien die Antwort viel zu offensichtlich, schon wegen der Ähnlichkeit mit dem englischen Wort. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass wir uns missverstanden hatten. Sie hatten nicht das Adjektiv modern (mit Betonung auf der zweiten Silbe), sondern das Verb modern (mit Betonung auf der ersten Silbe) im Sinn.

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Studienfachwechsel

In Trier (und Umgebung) spricht man blau “plau” und grau “krau” und drei “trei” aus (Mein Lieblingssatz ist „Ich bin doch nicht plöd!“). Einmal wurde mir der “Prubacher Hof “empfohlen, den ich denn in den Gelben Seiten aber nicht fand. Erst viel später merkte ich, dass ich unter hätte nachschlagen müssen. Davon bleibt auch die Fremdsprache nicht immer verschont, und ich glaubte einmal im Seminar mit einem mir unbekannten Wort konfrontiert zu sein, als eine Studentin von “crammar” sprach, bis sich herausstellte, dass sie grammar meinte. Auch bemerkenswert in diesem Zusammenhang folgender Dialog mit einem Studenten: “Wie heißen Sie? – Kramlich. – Kramlich? – Nein, Kramlich. Mit G”. Dass auch die Orthographie davon nicht immer verschont bleibt, wusste ich nicht, bis eine Studentin in spe mir schrieb, um nach einem Termin für eine Besprechung zu fragen. Sie schrieb, sie habe vor, Anklistik zu studieren!

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Kolberger Straße

Bei deutschen Straßennamen schreibt man getrennt, wenn die Straße nach einem Ort benannt ist, z.B. Eurener Straße. Als ich Kind war, gab es in meiner Heimatstadt eine Straße, an deren einem Ende ein Schild mit der Aufschrift Kolbergerstraße, am anderen Ende ein Schild mit der Aufschrift Kolberger Straße stand. Beides hat seine Berechtigung: Es könnte sich um eine Person namens Kolberg oder um eine Stadt namens Kolberg handeln. Getrenntschreibung und Zusammenschreibung sind hier also Bedeutungsträger. Inzwischen hat man sich auf Kolberger Straße geeinigt, und diese kuriose Unebenheit ist aus dem Stadtbild verschwunden. In Trier gibt es den Kenner Weg, der, wenn man zuerst von ihm hört, eine ganz besondere Bedeutung zu haben scheint, wenn man nicht weiß, dass es einen Ort namens Kenn gibt.

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Von Koblenz nach Quint

An der Mosel gibt es, bei Ortsbezeichnungen, einige merkwürdige Reminiszenzen an die Zeit der römischen Besatzung. Der Name Koblenz ist ein einleuchtender Name für die Stadt, aber so weit korrumpiert, dass die meisten es nicht mehr merken: Er geht zurück auf Confluentes, referiert also auf den ‚Zusammenfluss‘ – von Mosel und Rhein. Nicht weit von Koblenz befindet sich das Zisterzienserkloster Maria Laach, ein Name, der auf Maria ad lacum, ‚Maria am See‘, zurückgeht. Laach heißt also eigentlich ‚See‘, und wenn wir heute vom Laacher See sprechen, dann ist das, historisch gesehen, doppelt gemoppelt. Ein ganz merkwürdiger Name ist Neumagen. Wer kommt nur auf die Idee, einen Ort Neumagen zu nennen? Die Antwort ist ganz einfach: keiner. Neumagen ist die korrumpierte und dazu volksetymologisch umgedeutete Form des ursprünglichen Namens, Noviomagus. Die Stadt hieß also so etwas wie ‚Großneustadt‘. In Trier gibt es einen Stadtteil namens Quint, und auch der ist lateinischen Ursprungs- eine ganz simple Entfernungsangabe, denn Quint war fünf (römische) Meilen, ad quintum lapidem, von Trier entfernt. Wenn man das weiß, ist nicht mehr so schwer zu erraten, warum Detzem Detzem heißt.

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Angela’s apostrophe

In London, in the neighbourhood of the British Museum, there is a small shop that sells clothing. There is a double neon sign above the entrance announcing the shop’s name. On one side, the sign reads “Angela’s Fashions”, on the other side, the sign reads “Angelas Fashions”.

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Oma ist nicht gleich Oma

Ein befreundetes Ehepaar berichtet von seinen Kindern, dass diese, ohne dass man es ihnen beigebracht hätte und ohne es selbst zu merken, genau zwischen ihren beiden Omas unterscheiden. Die eine Oma, distinguiert und aus gutem Hause, nennen sie “Ohma”, die andere, burschikos und bodenständig, nennen sie “Omma”.

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The impossible

A recent advertising campaign run by Adidas has for its slogan “Impossible is nothing”. Something, however, is impossible: “Impossible is nothing”. It is neither an English sentence nor a German sentence, but a German sentence with English words. In acceptable English, it should be “Nothing is impossible” – at least that’s what I think.

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Lebensgefährlich

Auf Stromverteilerkästen befindet sich oft die Warnung „Achtung! Lebensgefahr!“ Das ist, genau genommen, merkwürdig: Eigentlich sollte man „Achtung! Todesgefahr!“ erwarten. Tatsächlich heißt es im Spanischen zum Beispiel peligro de muerte, und die Spanier fänden den Ausdruck peligro de vida vermutlich ziemlich merkwürdig.

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Friday 17th

In both English and German, Friday the 13th counts as an especially unlucky day, both Friday and the number 13 being bad omens by themselves. Not so in Spanish, where there is nothing wrong with Friday. The unlucky day is Tuesday, and a Spanish proverb says that on a Tuesday you should neither go on a journey nor get married: “El Martes, ni te cases ni te embarques.” A well-known Spanish comedy duo is called “Martes y Trece” – Tuesday and Thirteen. In Italian, however, nothing is wrong with the number 13. Just the contrary, 13 counts as a particularly lucky number, the unlucky number being 17, and Friday the 17th being an especially unlucky day!

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Gegen Anglizismen

In einer Diskussion in privater Runde sagte einmal ein Student, offensichtlich ohne zu wissen, was er tat, in Abgrenzung zu meiner allzu „laschen“ Einstellung gegenüber Anglizismen: „Anglizismen finde ich echt uncool“.

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Ursula Diesl

Die deutsche Biathletin Uschi Diesl fand bei den Olympischen Spielen in Nagano ihren Namen immer als Ursula Diesl wiedergegeben, entgegen ihrem ausdrücklichen Wunsch. Sie betrachtet Uschi als ihren „richtigen“ Namen. Später stelle sich der Grund für die japanische „Verweigerungshaltung“ heraus: Das Wort uschi steht im Japanischen für ‚Kuh‘.

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Die Relevanz des Rotkohls

Der Rotkohl heißt in anderen Gegenden Blaukraut. Was ist er denn nun, rot oder blau? Eher rot, eher blau, rotblau oder unterschiedlich? Darauf gibt es wahrscheinlich keine verlässliche Antwort, aber wir können annehmen, dass er nicht dort blauer ist, wo er Blaukraut heißt und roter, wo er Rotkohl heißt. Das zeigt, dass Sprache keineswegs, wie oft angenommen wird, die Wirklichkeit abbildet. Die Bezeichnung ist eher willkürlich, und wenn sie sich einmal eingebürgert hat, gilt sie unabhängig von der tatsächlichen Farbe.

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Vorgang bearbeitet

Auf dem Bildschirm des Geldautomaten einer deutschen Bank erschien lange Zeit nach Eingabe der Daten immer der Hinweis „Ihr Vorgang wird bearbeitet.“ Diese Formulierung ging mir immer gegen den Strich. Es war für mich einfach „falsches Deutsch“. Offensichtlich war ich nicht der Einzige: Vor einiger Zeit wurde die Formulierung geändert. Jetzt heißt es „Ihr Wunsch wird bearbeitet“.

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Unbekannter Gegner

Authentischer Auszug aus einem Gespräch vor dem Fernseher: Frau: „Wer spielt da?“ Mann: „Köln – Schalke.“ Frau: „Gegen wen?“

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Gentechnische Manipulation

Gegen „gentechnisch manipulierte Lebensmittel“ gibt es viele Vorbehalte – verständlicherweise, denn wir lassen uns nicht gerne „manipulieren“, und von „Technik“ hört man im Zusammenhang mit Lebensmittel auch nicht gerne. Die sollen „natürlich“ sein. Aber: Sind nicht alle unseren Lebensmittel „gentechnisch manipuliert“, auch diejenigen, die wir verzehrten, als es den Begriff noch nicht gab ? Ist nicht jeder Apfel, ob im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder beim Biobauern gekauft, das Resultat jahrzehntelanger, oft jahrhunderterlanger Auswahl und Züchtung, also „gentechnischer Manipulation“? Würde uns ein in seiner Gen-Substanz nicht veränderter Apfel überhaupt schmecken? Mit anderen Worten: Gibt es die Vorbehalte vielleicht nur deshalb, weil „gentechnisch manipuliert“ so negativ klingt? Werden wir vielleicht von der Sprache manipuliert?

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