Von Koblenz nach Quint

An der Mosel gibt es, bei Ortsbezeichnungen, einige merkwürdige Reminiszenzen an die Zeit der römischen Besatzung. Der Name Koblenz ist ein einleuchtender Name für die Stadt, aber so weit korrumpiert, dass die meisten es nicht mehr merken: Er geht zurück auf Confluentes, referiert also auf den ‚Zusammenfluss‘ – von Mosel und Rhein. Nicht weit von Koblenz befindet sich das Zisterzienserkloster Maria Laach, ein Name, der auf Maria ad lacum, ‚Maria am See‘, zurückgeht. Laach heißt also eigentlich ‚See‘, und wenn wir heute vom Laacher See sprechen, dann ist das, historisch gesehen, doppelt gemoppelt. Ein ganz merkwürdiger Name ist Neumagen. Wer kommt nur auf die Idee, einen Ort Neumagen zu nennen? Die Antwort ist ganz einfach: keiner. Neumagen ist die korrumpierte und dazu volksetymologisch umgedeutete Form des ursprünglichen Namens, Noviomagus. Die Stadt hieß also so etwas wie ‚Großneustadt‘. In Trier gibt es einen Stadtteil namens Quint, und auch der ist lateinischen Ursprungs- eine ganz simple Entfernungsangabe, denn Quint war fünf (römische) Meilen, ad quintum lapidem, von Trier entfernt. Wenn man das weiß, ist nicht mehr so schwer zu erraten, warum Detzem Detzem heißt.

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Angela’s apostrophe

In London, in the neighbourhood of the British Museum, there is a small shop that sells clothing. There is a double neon sign above the entrance announcing the shop’s name. On one side, the sign reads “Angela’s Fashions”, on the other side, the sign reads “Angelas Fashions”.

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Oma ist nicht gleich Oma

Ein befreundetes Ehepaar berichtet von seinen Kindern, dass diese, ohne dass man es ihnen beigebracht hätte und ohne es selbst zu merken, genau zwischen ihren beiden Omas unterscheiden. Die eine Oma, distinguiert und aus gutem Hause, nennen sie “Ohma”, die andere, burschikos und bodenständig, nennen sie “Omma”.

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The impossible

A recent advertising campaign run by Adidas has for its slogan “Impossible is nothing”. Something, however, is impossible: “Impossible is nothing”. It is neither an English sentence nor a German sentence, but a German sentence with English words. In acceptable English, it should be “Nothing is impossible” – at least that’s what I think.

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Lebensgefährlich

Auf Stromverteilerkästen befindet sich oft die Warnung „Achtung! Lebensgefahr!“ Das ist, genau genommen, merkwürdig: Eigentlich sollte man „Achtung! Todesgefahr!“ erwarten. Tatsächlich heißt es im Spanischen zum Beispiel peligro de muerte, und die Spanier fänden den Ausdruck peligro de vida vermutlich ziemlich merkwürdig.

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Friday 17th

In both English and German, Friday the 13th counts as an especially unlucky day, both Friday and the number 13 being bad omens by themselves. Not so in Spanish, where there is nothing wrong with Friday. The unlucky day is Tuesday, and a Spanish proverb says that on a Tuesday you should neither go on a journey nor get married: “El Martes, ni te cases ni te embarques.” A well-known Spanish comedy duo is called “Martes y Trece” – Tuesday and Thirteen. In Italian, however, nothing is wrong with the number 13. Just the contrary, 13 counts as a particularly lucky number, the unlucky number being 17, and Friday the 17th being an especially unlucky day!

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Gegen Anglizismen

In einer Diskussion in privater Runde sagte einmal ein Student, offensichtlich ohne zu wissen, was er tat, in Abgrenzung zu meiner allzu „laschen“ Einstellung gegenüber Anglizismen: „Anglizismen finde ich echt uncool“.

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Ursula Diesl

Die deutsche Biathletin Uschi Diesl fand bei den Olympischen Spielen in Nagano ihren Namen immer als Ursula Diesl wiedergegeben, entgegen ihrem ausdrücklichen Wunsch. Sie betrachtet Uschi als ihren „richtigen“ Namen. Später stelle sich der Grund für die japanische „Verweigerungshaltung“ heraus: Das Wort uschi steht im Japanischen für ‚Kuh‘.

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Die Relevanz des Rotkohls

Der Rotkohl heißt in anderen Gegenden Blaukraut. Was ist er denn nun, rot oder blau? Eher rot, eher blau, rotblau oder unterschiedlich? Darauf gibt es wahrscheinlich keine verlässliche Antwort, aber wir können annehmen, dass er nicht dort blauer ist, wo er Blaukraut heißt und roter, wo er Rotkohl heißt. Das zeigt, dass Sprache keineswegs, wie oft angenommen wird, die Wirklichkeit abbildet. Die Bezeichnung ist eher willkürlich, und wenn sie sich einmal eingebürgert hat, gilt sie unabhängig von der tatsächlichen Farbe.

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Vorgang bearbeitet

Auf dem Bildschirm des Geldautomaten einer deutschen Bank erschien lange Zeit nach Eingabe der Daten immer der Hinweis „Ihr Vorgang wird bearbeitet.“ Diese Formulierung ging mir immer gegen den Strich. Es war für mich einfach „falsches Deutsch“. Offensichtlich war ich nicht der Einzige: Vor einiger Zeit wurde die Formulierung geändert. Jetzt heißt es „Ihr Wunsch wird bearbeitet“.

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Unbekannter Gegner

Authentischer Auszug aus einem Gespräch vor dem Fernseher: Frau: „Wer spielt da?“ Mann: „Köln – Schalke.“ Frau: „Gegen wen?“

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Gentechnische Manipulation

Gegen „gentechnisch manipulierte Lebensmittel“ gibt es viele Vorbehalte – verständlicherweise, denn wir lassen uns nicht gerne „manipulieren“, und von „Technik“ hört man im Zusammenhang mit Lebensmittel auch nicht gerne. Die sollen „natürlich“ sein. Aber: Sind nicht alle unseren Lebensmittel „gentechnisch manipuliert“, auch diejenigen, die wir verzehrten, als es den Begriff noch nicht gab ? Ist nicht jeder Apfel, ob im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder beim Biobauern gekauft, das Resultat jahrzehntelanger, oft jahrhunderterlanger Auswahl und Züchtung, also „gentechnischer Manipulation“? Würde uns ein in seiner Gen-Substanz nicht veränderter Apfel überhaupt schmecken? Mit anderen Worten: Gibt es die Vorbehalte vielleicht nur deshalb, weil „gentechnisch manipuliert“ so negativ klingt? Werden wir vielleicht von der Sprache manipuliert?

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Keine Fragen

Studiengang Bauingenieurwesen an einer großen deutschen Gesamthochschule: Die Lehrveranstaltungen sind fast ausschließlich Vorlesungen, in der Regel in großen Hörsälen. Am Ende der Vorlesung fragt der Professor: „Noch irgendwelche Fragen?“. Manchmal kommt eine Frage, manchmal nicht. Nur ein etwas verhaltensauffälliger Student beantwortet die Frage immer: Zur Verblüffung seiner 200 Kommilitonen sagt er, laut und vernehmlich, für alle hörbar und an den Professor gewandt: „Nein, keine Fragen mehr.“

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Good at French?

Shortly after the end of my school days, I went on a trip to Southern Europe with a couple of friends. On our way, we stopped at a place in France and stayed with a French family for the night. After we had exchanged a few sentences, the hostess turned to me and said how good she thought my French was. My friends’ reaction: peals of laughter. They knew what she did not know: one of my friends had grade 2 at French at school, the other friend had grade 1, I had grade 5. Two things, I think, can be derived from this: First, native speakers tend to overrate pronunciation. If your pronunciation is reasonably good, your foreign language competence is usually thought better than it actually is. Proper pronunciation seems to be more important than grammatical accuracy or lexical precision. Second, the requirements of the school system are different from the requirements of small talk in everyday situations, and they have to be.

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Small campus

On the occasion of a recent international conference held at this university, I was addressed by an American visitor who asked me where the restaurant was. I told him it was a bit complicated to find and offered to show him the way. He was a bit surprised but came along. As we were walking down the hall, I told him that it was outside the building and that there was only one on the campus. He was even more surprised at that, and I contested that after all this was only a small university. When we got to the end of the building, I told him to cross the bridge and that it was on the left hand side, in a glass case. He looked at me completely flabbergasted, and when I added I wasn’t sure if it was open at this time of the day, he finally lost his patience and said defiantly, “Look, what are you talking about?” I said, stupidly, “I am showing you the way to the restaurant”, at which he answered, barely disguising his anger, “Look, I did not ask you for the restaurant, I asked you for the restroom.” Only later did I realise what I had done: I had told a fellow who had asked me for the toilet that a) it was complicated to find, b) it was outside the building, c) there was one only on the campus (this being a small university), d) it was in a glass case, and e) I did not know whether it was open right now. Small wonder he never talked to me again.

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