Chinesicher Dampfwagen

Von einem Freund gelernt: Das chinesische Wort Qi-Che bedeutet ‚Dampfwagen‘. Es wird üblicherweise für den PKW benutzt: Was für einen Qi-Che hast du? Was aber, wenn das Wort in einem Text von 1904 vorkommt? Typisch Sprachwandel: Das Wort hat einfach seine Bedeutung geändert. Damals bedeutete es ‘Zug’. Der heißt heute nicht mehr Dampfwagen, sondern Feuerwagen. Die Sprache wurde der technischen Entwicklung angepasst. Da war der Dampfwagen „frei“ und bekam eine neue Bedeutung: ‘Auto’.

 

 

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Echt blöd

Blöd aufgehende Gerste. Blöder Boden. Blöde Suppe. So hieß es in einer Radiosendung. Was war denn an denen blöd? Sie waren blöd in des Wortes ursprünglichem Sinne: leicht, schwach und, bei der Suppe, ungesalzen. Ein blöder Mensch konnte ziemlich klug sein, aber er war unbeholfen und gehemmt, ein Vorgänger des Nerd. (Alt, Peter-André: “Blöd”, in: 100 Grimmsche Wörter. Deutschlandradio Kultur, 11/04/2013)

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Wunschwelt

Was immer man gegen den Fußball einwenden mag, er gibt uns Einblick in die Volksseele: Mein Heimatverein, der in der vierten Spielklasse herum dümpelt, irgendwo im Mittelfeld, lässt auf seiner Internetseite die Anhänger das nächste Spiel voraussagen: Sieg, Unentschieden oder Niederlage? Von den letzten drei Spielen wurde eins verloren, eins endete Unentschieden, eins wurde gewonnen. Auf der Internetseite prophezeiten 78% einen Sieg für das erste Spiel, 73% für das zweite Spiel und 49% für das dritte Spiel. Die Niederlage sagten 16% voraus, das Unentschieden 7%. Überhaupt sollte man, wenn man Fußballwetten macht, Unentschieden voraussagen. Das scheint in die Welt des Fußballmenschen nicht hineinzupassen. (Als Student habe ich einmal eine gut dotierte Wette gewonnen, indem ich ein 0:0 vorausgesagt habe. Alle anderen hatten hohe Siege für die eine oder andere Mannschaft). Sogar Niederlagen werden öfter prophezeit als Unentschieden. Insgesamt aber überwiegt die Zuversicht. Trotz aller widriger Umstände, trotz aller negativen Erfahrungen: Das nächste Spiel wird ein Sieg. Was ist das? Zweckoptimismus? Verkennung der Wirklichkeit? Verdrängung? Vor allem das letzte, vermutlich.

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Langustenplage?

In einer spanischen Ausgabe des Alten Testaments las ich dieser Tage im Buch Amos von Langusten, die der Herr dem Volk Israel als Strafe schicken wollte. Die Langusten, hieß es, fräßen die Feigenbäume und Weinstöcke ab (Am 4.9). Kam mir unbekannt vor, und ich konnte mir so eine Plage auch nicht vorstellen. Die Lösung ist einfach: Im Spanischen bedeutet langosta sowohl ‘Languste’ als auch ‘Heuschrecke’. Es war die Heuschreckenplage.

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Alter Mann ist kein D-Zug

Alter Mann ist kein D-Zug, sagten alte Männer, als ich Kind war. Dieser Tage sprach ein Freund von etwas, das “schneller als ein D-Zug” war und machte im gleichen Moment einen Rückzieher: Das sagt man in Zeiten von ICE und TGV wohl nicht mehr. Vielleicht, klingt veraltet. Aber sonst halten sich in der Sprache oft Ausdrücke, die ihre Basis in der Wirklichkeit eingebüßt haben. Wir sprechen weiterhin vom Zollstock, vermute ich. Und wie ist es mit dem Geld? Wer den Pfennig nicht ehrt, … auf Heller und Pfennig, der Groschen ist gefallen. Sagt man das noch?

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Osterhase

Die Tradition der Bemalung von Ostereiern hatte zunächst rein praktische Gründe: Sie
ermöglichte die Unterscheidung der in der Fastenzeit gelegten, aber nicht verzehrten Eier
von den frisch gelegten. Bemalte Ostereier wurden auch als magische Düngemittel in
Ackerfurchen gelegt, um eine reiche Ernte heraufzubeschwören. Kinder, die am Acker
vorbeikamen, sahen die bemalten Eier in den Furchen und die hoppelnden Hasen auf dem
Acker. Da war es nicht weit bis zu der Vorstellung, dass der Osterhase die Ostereier
bringt! (SWR 2; “In Schale. Alles vom Ei”, in: Matinée, 31/03/2013)

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Asien oder Europa?

Kasachstan spielt bei der WM-Qualifikation gegen Deutschland, in einer Euro-Gruppe. Europa? Kasachstan grenzt an China! Da meint man, das wäre in Asien. Aber: Kasachstan gehört zu den zehn größten Flächenstaaten der Welt, und auch wenn es zum allergrößten Teil in Asien liegt, wird ein kleiner Teil, der westlichste Zipfel, Europa zugerechnet. Tatsächlich spielte Kasachstan früher in einer Asien-Gruppe. Warum das wohl geändert wurde? Als Konsequenz daraus musste man jetzt um Mitternacht spielen, damit das Spiel zu einer geeigneten Zeit in Europa übertragen werden konnte. Sonst “verkauft” es sich nicht.

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Neue Christenverfolgung

Das Wort Christenverfolgung hat, wie in einer Besprechung von Karlheinz Deschners Kriminalgeschichte der Christenheit, dessen letzter Band gerade erschienen ist, deutlich wird, zwei mögliche Bedeutungen: Die Christen können die Verfolgten, aber auch die Verfolger sein, Verfolgung der Christen kann als Genitivus obiectivus, aber auch als Genitivus subiectivus verstanden werden. Wie selbstverständlich nehmen wie die erste Bedeutung an. Die Geschichte spricht eine andere Sprache. (Lütkehaus, Ludger: “Blutspur durch die Jahrhunderte”, in: Die Zeit 13/2013: 20).

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Dein Name sei nicht Ulrica

Der Protagonist einer italienischen Kurzgeschichte, die ich gerade gelesen habe, entwickelt schon in der Schule eine Aversion gegen den Buchstaben U. Weder die Form noch der Klang gefallen ihm, und es fällt ihm schwer, den Buchstaben richtig zu schreiben. Aus der Aversion wird eine Obsession.  Er streicht jedes U in den Heften seiner Mitschüler aus und wird von der Schule verwiesen. Später gelingt es ihm, in die Schule zurückzukehren, aber er wird wieder verwiesen, weil er weitere Aktionen gegen das U unternimmt, wird wieder zugelassen und dann endgültig verwiesen. Er schreibt eine Kulturgeschichte des U und demonstriert, dass alles menschliche Unglück ursächlich damit zusammenhängt, schafft es aber nicht, die Abhandlung zu publizieren. Dann verliebt er sich in eine junge Frau, die ebenso schön wie gut ist, muss aber feststellen, dass sie Ulrica heißt und trennt sich daraufhin von ihr. Das wiederholt sich mit der nächsten Freundin, Giulia, aber dann lernt er endlich Annetta kennen. Sie beschließen, zu heiraten, aber auf dem Standesamt muss erfahren, dass Annetta ihr Kosename ist und sie tatsächlich Susanna, Susannetta heißt. Und außerdem fünf weitere Vornamen hat: Postumia Uria Umberta Giudetta Lucia. Er zerreißt den Ehevertrag und kehrt zu Ulrica zurück. Sie heiraten. Er versucht, sie dazu zu bewegen, ihren Namen zu ändern, aber sie lächelt nur still und antwortet nicht. Auch ein zweiter Versuch misslingt, und beim dritten Mal wird er rasend, stürzt auf sie und schlägt mit einem Stock auf sie ein. Er wird festgenommen und in ein Irrenhaus eingewiesen. (Tarchetti, Iginio Ugo: “La lettera U”, in: Capricci. Skurrile Geschichten. Herausgegeben von Ragni Maria Gschwend. München, dtv, 2009: 106-123)

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Thoughtless. Meaningless

In a recent farewell lecture, a colleague argued that, in their studies of language, Skinner ignored thought, the most important faculty (or activity?) of the human brain, Chomsky ignored meaning, the central aspect of language. This, of course, is a valid piece of criticism, and it makes the approaches look almost absurd. However, one could claim that both knew what they were doing, that both decided to ignore what they ignored in order to make substantiable claims about other aspects.

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Persona

In einer Rezension eines neu erschienenen Buchs zur Kulturgeschichte des Gesichts im Radio gehört: Das Portrait einer unbekannten jungen Frau wurde von Ghirlandaio mit einer Vorsatztafel versehen, die man beiseite schieben musste, um das Portrait zu sehen. Auf der Vorsatztafel erscheint eine Maske mit der Inschrift Sua cuique persona – Jedem seine Maske, eine Erinnerung daran, dass wir der Welt eine Maske präsentieren, und eine Absage an eine einfache Vorstellung von Identität. Auch ein Portrait ist keine Darstellung, sondern eine Fiktion, eine Maske, eine Inszenierung. (“Kritik”, in: Deutschlandradio Kultur am 18/03/2013)

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Pfarrers Kinder, Müllers Vieh

Was haben Telemann und Praetorius, Lessing und Claudius, Lichtenberg und Wieland, Jean Paul und Hesse, Dürrenmatt und Delius, Schinkel und Jung, Ingmar Bergman und Albert Schweitzer, Nietzsche und Benn und Schleiermacher und auch Horst Wessel miteinander gemeinsam? Sie alle waren Pfarrerssöhne. Zu ihren Schwestern gehören Angela Merkel und Gudrun Ensslin. “Pfarrers Kinder, Müllers Vieh, gedeihen selten oder nie”? (Dieckmann, Christoph: “Eine feste Burg,” in: Zeitmagazin 12/2013: 16-27)

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Chinesischer Papst?

In der Presseschau gehört: Nur neun Stunden lagen zwischen der Wahl des neuen Papstes und der Wahl des neuen chinesischen Präsidenten, des Präsidenten eines Volkes, dem mehr Menschen angehören als der katholischen Kirche weltweit.

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Smending

During a seminar on language change, students in their presentation asked the other students to come up with a new words for new concepts, one for ‘the affliction of dialling a number and forgetting whom you were calling’ and one for ‘ending a relationship via text message’. The students came up with phonesia, phonementia, Alzheimer’s caller and phomemlack for the first and with brext up, smend, smsbreakupbumes (break-up-message), text-ex and celldumping for the second.

 

 

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Angeschwärzt

Es gibt einen Ort auf der Welt, wo McDonalds nicht in seinen traditionellen Farben auftritt. Das ist in Istanbul. Die McDonalds-Filiale in der Nähe des Beiktas-Stadions wurde immer wieder von Besiktas-Anhängern verunstaltet, denen die Farben Rot und Geld, die Farben des ungeliebten Konkurrenten Galatasaray, ein Dorn im Auge waren. McDonalds gab am Ende nach und ersetzte Rot und Gelb durch Schwarz. Schwarz und Weiß sind die Farben von Besiktas.

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